Ein deutscher Staatsanwalt, der bei seinen Ermittlungen über NS-Verbrechen in die Netzwerke von Alt-Nazis gerät. Das Psychogramm eines Aufrechten in den 60er Jahren und einer Nation, die von ihrer Vergangenheit nichts wissen wollte. Deutsche Geschichte ganz nahe am Abgrund?
„Wir Emigranten hatten so unsere heiligen Irrtümer. Daß Deutschland in Trümmern liegt, hat auch sein Gutes, dachten wir. Da kommt der Schutt weg, dann bauen wir Städte der Zukunft. Hell, weit und menschenfreundlich. […] Dann kamen die anderen, die sagten: „Aber die Kanalisationsanlagen unter den Trümmern sind doch noch heil!“ Na, und so wurden die deutschen Städte wieder aufgebaut, wie die Kanalisation es verlangte. […] Was glauben Sie, kann aus diesem Land werden? Meinen Sie, es ist noch zu retten? […] Nehmen Sie die ersten Bonner Jahre! Keine Wehrmacht! Keine Politik der Stärke! Nun betrachten Sie mal die jetzige Politik und die Notstandsgesetze dazu! Legen Sie meinethalben ein Lineal an. Wohin zeigt es? Nach rechts! Was kann da in der Verlängerung herauskommen?“
Fritz Bauer, 1903-1968
Aus: Gerhard Zwerenz, „Gespräche mit Fritz Bauer“, in: Streit-Zeit-Schrift, VI,2, September 1968, S. 89-93, hier S. 92f.
Dokumentarfilm über den hessischen Generalstaatsanwalt und Initiator des Frankfurter Auschwitzprozesses Fritz Bauer. Unterfüttert durch Ausschnitte einer Fernsehsendung, in der Bauer in den 1960er-Jahren Versäumnisse der jungen Bundesrepublik bei der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit anprangert, entfaltet sich in einer geschickten Montage aus Archivbildern und Zeugnissen von Weggefährten das Leben Bauers, insbesondere dessen Mitwirken bei der Aufklärung von Nazi-Verbrechen. Zugleich ein beklemmendes Zeitbild der Wirtschaftswunder-Ära, die auf das Thema Drittes Reich mit massiver Verdrängung reagierte.